dasSketchnoteHANDBUCHHeute will ich mich ganz bewusst ins Publikum begeben. Schliesslich sitze ich selbst oft genug in Präsentationen und will etwas lernen.

Dabei frage ich mich immer wieder, wie ich denn die wichtigen Dinge behalten kann. Natürlich versuche ich, konzentriert zuzuhören und mitzuschreiben. Dennoch sind die Ergebnisse für mich meist schlechter als ich es mir wünschen würde.

Grade als Präsentationscoach würde es jetzt leicht fallen, die Schuld in den Unzulänglichkeiten der Präsentation zu suchen: Kein roter Faden, keine Konzentration auf’s Wesentliche, keine publikumsgerechte Aufbereitung, schlechte Folien oder schlechter Vortrag?

Es ist aber nunmal so, dass ich eine Verbesserung nur dann wirklich im Griff habe, wenn ich bereit bin, bei mir selbst mit Änderungen zu beginnen. Das heisst dann auch, dass ich mein Verbesserungspotential als Zuhörer suchen und ausschöpfen muss.

Das Buch hilft

Und da kommen dann (endlich) Mike Rohde (@rohdesign / rohdesign) und Das Sketchnote Handbuch ins Spiel.

Die Idee hinter Sketchnotes ist eigentlich relativ einfach: Statt so viel wie möglich mitzuschreiben, identifiziert man das Wesentliche und arbeitet es dann gut aus (mit ein bisschen Typographie, einfachen Zeichnungen und wenig Text).

Natürlich habe ich im ersten Moment empört aufgeschrien: «Aber ich bin doch grafisch so begabt wie ein durchschnittlicher Otter.» (Ich möchte mich hiermit in aller Form bei allen durchschnittlichen Ottern entschuldigen, die sich durch diesen Vergleich – zu Recht – beleidigt fühlen.) Meine Zeichnungen sind wirklich keine Kunstwerke – echt jetzt. Allerdings tendieren sie manchmal unfreiwillig zu abstrakter Kunst.

Mike hat mir mit seinem Buch zum einen geholfen, meine mangelhaften Fertigkeiten zu akzeptieren (auch wenn eine Zeichnung nicht perfekt ist, kann man sie doch meistens erkennen). Zum anderen gibt er mir Werkzeuge und Übungen an die Hand, mit denen ich besser werden kann.

Ich fürchte immer noch, dass meine Karriere als Comiczeichner vor einem abrupten Ende steht, bevor ich überhaupt begonnen habe. Das Buch hilft mir jedoch dabei, stetig besser zu werden:

  • – Ich schreibe wieder mehr von Hand und meine Handschrift wir ansehnlicher.
  • – Ich versehe inzwischen (fast) alle Notizen mit kleinen Zeichnungen – sogar Post-Its im Kühlschrank.

Die Zeichnungen werden immer besser und dank der Ideen und Übungen aus dem Buch entwickle ich so langsam einen eigenen und für mich akzeptablen Stil.

Auch Textentwürfe sehen bei mir jetzt wesentlich grafischer aus. Sie sind genau das Werkzeug um meine Gedanken zu strukturieren, bevor ich mit einem Text beginne.

Was hat sich für mich durch das Buch verändert?

Ganz kurz könnte man es mit «sehr viel» zusammenfassen, etwas länger gibt es für mich drei Kernpunkte, die sich geändert haben:

  • – Statt mich von einem Vortrag, einer Präsentation berieseln zu lassen, höre ich aktiv zu, identifizieren das für mich Wesentliche und erzeuge damit eine Struktur, die mir die Essenz des Vortrags verewigt.
  • – Einerseits kann ich mir so von vornherein mehr Wesentliches merken und andererseits habe ich jetzt Notizen, auf die ich auch gerne wieder zurückgreife. Sie sind entsprechend meinem Denken strukturiert und sehen auch noch gut aus.
  • – Meine Zeichnungen sind generell viel besser geworden, was mir auch am Flipchart oder Whiteboard zusätzliche Sicherheit gibt.

Was ist also mit dem Buch?

Ich empfehle dieses Buch jedem, der regelmässig Notizen macht, sich verbessern will und auch bereit ist, dafür etwas zu tun. Und nein, man benötigt keinerlei zeichnerische Begabung. Ich habe nicht die geringste und dennoch bin ich mit dem Buch einen riesigen Schritt weiter gekommen. Es hat mir mal wieder gezeigt, dass Übung den Meister macht (und in meinem Fall dem unbedarften Anfänger auf die Sprünge hilft).

Das Buch ist wichtig für all jene, die die Welt der Präsentationen auch von der anderen Seite (aus dem Publikum) verbessern wollen. Netter Seiteneffekt für mich ist, dass es auch einfacher geworden ist, aus meinen eigenen Ideen und denen meiner Kunden das Wesentliche herauszuarbeiten.

Disclaimer: Dieses Review entstand bei einer Flasche guten Weissweins von der Loire (Clos de Mosny aus Montlouis) auf der Terrasse des Château de Pray, ebenfalls an der Loire.

Ich habe Mikes Buch und seine Video-Tutorials zum Sketchnoting bereits im Dezember 2013 gekauft (über seine Buchseite auf rohdesign) und angefangen, damit zu arbeiten. Nach einem kurzen Austausch auf Twitter hat Mike mir die deutsche Version des Buches für das Review zur Verfügung gestellt. Auch wenn das Review auf der englischen Version basiert, kann ich die deutsche genauso empfehlen.