Das Buch «The Leader's Dilemma» von Jeremy Hope, Peter Bunce und Franz Röösli hat mich sehr inspiriert. Dennoch habe ich lange überlegt, ob ich das Review hier veröffentlichen soll. Schliesslich hat Managementliteratur (vordergründig) herzlich wenig mit Präsentationen zu tun.
Den Autoren geht es darum, dass erfolgreiches Management sehr viel mehr bedeutet als nur Budgets aufzustellen und das Unternehmen so zu steuern, dass die Budgets eingehalten werden. Und wenn man – so wie ich – seit vielen Jahren in, für und mit grossen Organisationen arbeitet, weiss man diesen Ansatz zu schätzen. Man weiss, wie viel inspirierender und motivierender es ist, für eine «Führungskraft» zu arbeiten, statt für einen Buchhalter. Man weiss, dass es in vielen Organisationen schwer oder unmöglich ist, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, wenn diese der Budgetplanung widersprechen. Und man weiss, dass dieser Zustand frustrierend und lähmend auf die Individuen und die ganze Organisation wirken kann.
Aus diesem Grund halte ich das Buch für so wichtig, dass ich es Euch hier quasi Off-Topic vorstellen will. Die drei Autoren können in Summe auf über 30 Jahre Erfahrung in Beratung und Forschung zurückblicken. Sie forschen – gemeinsam mit vielen anderen – um die Prinzipien zu finden, die besonders erfolgreichen Unternehmen zu diesem Erfolg verholfen haben. Und auf Basis dieser Forschungsergebnisse Unterstützen sie andere Unternehmen dabei, sich an diesen Grundsätzen zu orientieren, ihre eigenen Erfolgsgeschichten zu schreiben.
Zwölf Prinzipien
Das Buch beschreibt zwölf Prinzipien, die dabei unterstützen, dem eigenen Unternehmen zu nachhaltigem Erfolg zu verhelfen:
- – Werte (Values): Verpflichte die Mitarbeiter gemeinsamen Werten statt einem zentralen Plan.
- – Führung (Governance): Führe das Unternehmen durch gemeinsame Werte und fundierte Entscheidungen, nicht durch Regeln und Vorschriften
- – Transparenz (Transparency): Mache Informationen offen und transparent verfügbar, beschränke und kontrolliere den Zugriff nicht
- – Teams: Organisiere Dein Unternehmen als Netzwerk eigenverantwortlicher Teams, nicht um zentrale Funktionen.
- – Vertrauen (Trust): Vertraue auf die Selbstregulierung und Optimierung der Teams, versuche nicht, sie zu mikro-managen.
- – Verantwortlichkeit (Accountability): Stütze Verantwortlichkeiten auf ganzheitliche Kriterien und Ergebnisse von Peer-Reviews, nicht auf hierarchische Beziehungen.
- – Ziele (Goals): Setze ambitionierte mittelfristige Ziele statt fixierter kurzfristiger Vorgaben.
- – Entlohnung (Rewards): Basiere die erfolgsabhängigen Vergütungsanteile auf relative Leistungen statt auf fixierte Vorgaben.
- – Planung (Planning): Mach die Planung zu einem kontinuierlichen und einbeziehenden Prozess, nicht zu einer jährlichen Vorgabe von oben.
- – Koordination (Coordination): Koordiniere das Zusammenspiel im Unternehmen dynamisch, nicht durch eine jährliche Budgetverteilung.
- – Ressourcen (Resources): Mache benötigte Ressourcen Just-In-Time verfügbar, nicht «nur für den Fall».
- – Steuerung (Control): Begründe die Steuerung auf schnellem, regelmässigem Feedback statt auf Abweichungen von Planzahlen.
Aufbau der Kapitel
Der Aufbau der Kapitel hat mir besonders gut gefallen. Zu jedem Prinzip ist eingangs ein Beispiel eines erfolgreichen Unternehmens dargestellt, für das dieses Prinzip zu einem «Alleinstellungsmerkmal» wurde. Danach wird das Prinzip, seine Wirkung und die Umsetzung beschrieben. Auch hier finden sich wieder viele anschauliche Praxisbeispiele. Dann kommt der wichtigste Teil: Die Autoren beschreiben, wie das Prinzip in einem Unternehmen umgesetzt werden kann. Dabei wird auch auf Stolpersteine hingewiesen. Abschliessend sind die wichtigsten Punkte des Kapitels nochmals auf ein bis zwei Seiten zusammengefasst. Diese Zusammenfassung ist wertvoll, wenn man die Inhalte nach einiger Zeit wieder schnell auffrischen will.
Fazit zum Buch
Ich weiss, dass ich sehr gerne in oder für eine Organisation arbeiten würde, die all die beschriebenen Prinzipien umgesetzt und verinnerlicht hat. Alleine schon aus diesem Grund kann ich das Buch jedem Manager und Unternehmer nur empfehlen. Dabei ist es völlig egal, ob ein Unternehmen 100 oder 100'000 Mitarbeiter hat. Die hier beschriebenen Prinzipien stellen einen Denkanstoss dar, von dem jeder nur profitieren kann.
Und warum brauchen wir frisches Denken im Management?
Hier eine kleine (und wahrscheinlich erfundene) Anekdote, die recht eindrücklich zeigt, welches Risiko eine reine Kostenrechnung im Management darstellt.
«Der CFO eines Unternehmens fragt den CEO: ‹Was passiert, wenn wir in die Entwicklung unserer Mitarbeiter investieren und diese verlassen uns dann im nächsten Jahr?›, worauf der CEO antwortet: ‹Und was passiert, wenn wir es nicht machen und die Mitarbeiter bleiben?›»