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Präsentationsdesign und Vortrag

Zen oder die Kunst der Präsentation – 2. Auflage

Zen oder die Kunst der Präsentation - Zweite AusgabeAm 28. März 2012 ist die zweite (überarbeitete) Ausgabe von Garr Reynolds' (Twitter: @presentationzen – Blog: presentationzen.com) Zen oder die Kunst der Präsentation erschienen. Es ist die deutschen Ausgabe von Presentation Zen.

Die englische Ausgabe habe ich bereits im Dezember erhalten und gelesen. Für mein Review wollte ich aber auf die Verfügbarkeit der deutschen Ausgabe warten. In der Folge könnt Ihr lesen, was neu ist, was geblieben ist und ob es sich lohnt, die zweite Ausgabe zu kaufen.

Was ist neu?

Wenn man sich das Inhaltsverzeichnis anschaut, fallen zwei Dinge auf: Zum einen hat die zweite Ausgabe rund 70 Seiten mehr, was auch schon auffällt bevor man das Buch aufschlägt. Und zum anderen gibt es ein vollständig neues Kapitel «Engagement ist notwendig» zum Thema Vortrag.

Garr hat wirklich alles überarbeitet; an einigen Stellen Formulierungen verbessert, an anderen die Inhalte aktualisiert und erweitert (auch im Bereich Präsentationen hat sich seit der ersten Ausgabe von Anfang 2008 einiges getan). Und natürlich gibt es neue Beispiele, Studien und Gastbeiträge.

Zum neuen Kapitel «Engagement ist notwendig» sei zunächst angemerkt, dass die Übersetzung ins Deutsche etwas holprig ist (wie bei so vielen Übersetzungen). Es geht nämlich darum, aus passiven Zuhörern und Zuschauern mehr zu machen – nämlich aktive Teilnehmer.

Und dabei helfen uns Emotionen. Sie integrieren die Teilnehmer, machen sie zu einem Teil unseres Vortrages.

Dazu brauchen wir einerseits unsere authentischen Emotionen (nichts wirkt unglaubwürdiger als gespielte Begeisterung). Andererseits müssen wir auch die Emotionen unserer Teilnehmer wecken. Garr beschreibt hier sehr gut, wie wir ein Gemeinsamkeitsgefühl finden, welche einfachen Ideen dabei helfen, die Lücke zwischen Präsentierendem und Publikum zu schliessen.

Dieser Bereich ist besonders für die IT-Branche (in der ich arbeite) und für die Deutschsprachigen (was ich bin) schwierig. Wir «wissen», dass nur harte Fakten zählen und Emotionen generell unprofessionell sind. Professionell oder nicht: Gefühle sind der beste Weg, näher zu unserem Publikum zu kommen, es zu erreichen.

Was ist geblieben?

Zen oder die Kunst der Präsentation ist meiner Meinung nach immer noch das Standardwerk für den Einstieg in die Welt der besseren Präsentationen. Durch die Erweiterungen ist es aber vollständiger, runder geworden.

Garr führt uns durch die wesentlichen Schritte für eine gute Präsentation: Die Vorbereitung, das Design und den Vortrag.

Der Aufbau ist wie gehabt: Nach einer allgemeinen Einleitung geht es zunächst um die Vorbereitung und Planung, dann um das Design der visuellen Hilfen (Folien) und zum Schluss um den Vortrag selber.

Das Buch ist immer noch ein hervorragendes Beispiel für liebevolles Design. Und auch der Inhalt des Buches bleibt hochwertig: Dank eines roten Fadens und vieler klarer Beispiele versteht man die Gedanken und Ideen sehr gut. Es fällt leicht, diese in eigenen Präsentationen anzuwenden.

Und wie ist die zweite Auflage so?

Ich persönlich war schon von der ersten Auflage begeistert und habe sie als «Handout» für meine Workshops und Coachings verwendet. Ausserdem habe ich sie häufig an Freunde, Arbeitskollegen und Kunden verschenkt (Vorsicht, unkommentiert kann das als Kritik aufgefasst werden!). Insgesamt habe ich sicher so um die 200 Exemplare (Englisch, Deutsch und Französisch) der ersten Auflage gekauft und weitergegeben. Man könnte also sagen, dass ich überzeugt bin.

Garr hat es tatsächlich geschafft, dass die zweite Auflage runder, vollständiger ist. Nach dem Lesen der zweiten Auflage, fehlt mir in der ersten was.

Oder um es kurz zusammen zu fassen: Die zweite Auflage ist eine verbesserte Version einer bereits hervorragenden ersten Auflage.

Soll ich es kaufen?

Wer besser (und anders) präsentieren will, neue Ideen sucht und bereit ist, vom normalen «Death by PowerPoint» abzuweichen, für den ist dieses Buch der ideale Einstieg. Aber Vorsicht: Nach dem Lesen des Buches können Folgekosten entstehen, weil man plötzlich den Bedarf für weitere Bücher von Garr, Nancy Duarte, den Heath-Brüdern oder John Medina entwickelt (siehe Buchempfehlungen in der rechten Spalte).

Wer sich nicht für Präsentationen interessiert und nicht an seinen arbeiten will … der liest das hier wohl eh nicht.

Wer auf der Suche nach einer Anleitung zu PowerPoint (oder Keynote) und all den coolen Animationen ist, für den gilt: Kaufe dieses Buch! Es liefert keinerlei Anleitungen zu diesen Themen, aber es erklärt, warum man diese nicht oder nur sehr spartanisch braucht.

Wer die erste Auflage gelesen hat und das Buch seitdem im Schrank stehen hat, für den gilt: Um es nicht zu lesen, lohnt sich die Investition nicht. Aber es kann ein willkommener Anlass sein, die Ideen mal wieder aufzufrischen.

Wer die erste Auflage – so wie ich – immer mal wieder in den Händen hat, dem sei die zweite Auflage ans Herz gelegt. Mit dem zusätzlichen Kapitel und den vielen kleinen Ergänzungen ist die zweite Auflage definitiv ein Fortschritt und die Investition lohnt sich.

Warnung für Kindle-Benutzer

Die Version für den Kindle von Anfang 2012 ist immer noch die erste Auflage (zumindest war das Mitte April 2012 so). Die ist zwar auch schon ok (das Design ist auf dem Kindle naturgemäss wesentlich schwächer), aber ich würde doch eher noch einen Moment warten und dann die zweite Auflage kaufen – oder für sechs Euro mehr die Papierauflage kaufen.

Allerdings kann man hier bei Addison-Wesley das eBook (oder eine Kombination aus eBook und Papierversion) bestellen. Wichtig ist dabei aber, dass sie sie unter eBook folgendes verstehen: Eine PDF-Datei und die Möglichkeit zum Online-Lesen. Wer es also offline auf iPad oder Kindle lesen will: Es geht zwar mit dem PDF, ist aber nicht optimal.

Ein (englischsprachiges) Review der (englischsprachigen) Second Edition von presentation zen findet Ihr übrigens auf Dirk Hauns (Twitter: @dirkhaun) Blog The Mobile Presenter.

Buchreview: «The Naked Presenter» von Garr Reynolds

Ende vergangenen Jahres wurde das neue Buch «The Naked Presenter » von Garr Reynolds veröffentlicht. Auf dem Weg zu seinem Seminar in Paris hatte ich – dank eines sehr langsamen TGV – genug Zeit um das Buch zu lesen. Inzwischen ist die englische Version auch bei Amazon.de lieferbar (kurz vor Weihnachten wurden die ersten Exemplare verschickt).

Eigentlich wollte ich mit meinem Review warten, bis die Deutsche Ausgabe «Naked Presenter» erscheint, was voraussichtlich im März passieren wird (bei Addison Wesley). Aber da viele die Bücher lieber im Original lesen, ist hier mein Review der Englischen Ausgabe. Sobald sich das deutsche Buch in meinen Fingern (und bei Amazon im Lager) befindet, werde ich noch ein ergänzendes Review der deutschen Fassung veröffentlichen.

Das Buch «The naked Presenter»Wie Garr bereits in unserem Interview Anfang Dezember gesagt hat, geht es bei «The Naked Presenter» mehr um den Vortrag, die Kommunikation als solche. Ein kleiner Teil beschäftigt sich mit der Vorbereitung für eine Präsentation, aber der grösste Teil zeigt, wie und warum man die eigene Persönlichkeit und Leidenschaft in den Vortrag einbringt und damit eine echte Verbindung zum Publikum aufbaut.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Das erkennt man schon daran, dass ich es in einem Zug am Stück gelesen habe. Während sich für den Einstieg in die Materie sicher eher «ZEN oder die Kunst der Präsentation» eignet, ist «The Naked Presenter» ideal um die Fähigkeit zu verbessern, das Publikum zu erreichen und zu motivieren.

Das Buch zeigt uns zunächst kurz die Vorbereitung einer Präsentation. Im Hauptteil lernen wir dann, wie wir schnell Kontakt zum Publikum herstellen, eine Beziehung aufbauen und es schaffen, die Aufmerksamkeit unserer Teilnehmer für mehr als nur ein paar Minuten zu halten. Dem Ende der Präsentation kommt dann noch eine wichtige Rolle für der Nachhaltigkeit unserer Botschaft zu.

Abschliessend erinnert Garr uns daran, dass wir Ausdauer brauchen um uns kontinuierlich zu verbessern.

Vorbereitung

Hier der wichtigste Punkt eigentlich die Zeit und der Raum, den man für die Vorbereitung braucht. Eine Präsentation vorzubereiten geht nicht mal einfach so hopp, hopp. Wir brauchen Zeit (und Raum), um uns Gedanken um die wichtigsten Rahmenbedingungen unserer Präsentation zu machen:

  • – Was ist unser Ziel?
  • – Wer ist unser Publikum?
  • – Was ist unsere Geschichte?

In diesem Abschnitt geht es auch darum, Ideen zu sammeln, zu organisieren, zu bewerten und auszuwählen. Wenn wir eine Idee haben: Was ist der beste Weg, diese Idee einem Publikum zu vermitteln? Und dabei geht es darum, die Idee zu vermitteln, nicht darum, sie zu erklären. Es geht darum, das Publikum zu überzeugen, nicht darum, es zu überreden.

Abschliessend sagt uns Garr, wie und wie viel wir proben und wie wir uns am Tag unserer Präsentation am besten vorbereiten.

Kontakt herstellen

Wie bringen wir unser Publikum dazu, uns ab den ersten Sekunden zuzuhören. Studien zeigen, dass wir im Regelfall rund 30 Sekunden haben, um einen Teilnehmer zu überzeugen, dass das Zuhören und Mitmachen interessanter ist als der Tagtraum oder die Email/SMS auf dem Smartphone. Wie schaffen wir es also, diese 30 Sekunden effizient und effektiv zu nutzen um Interesse zu wecken und Kontakt herzustellen?

Verbindung aufbauen

Das, was wir in einem persönlichen Gespräch in kleiner Gruppe erfahren, bleibt uns meist besser in Erinnerung als eine Rede, der wir zuhören. Wie schaffen wir es bei einem grossen Teilnehmerkreis, den wichtigen persönlichen Kontakt herzustellen, statt zu einem Publikum zu reden, mit den Teilnehmern zu kommunizieren?

Aufmerksamkeit halten

Wie Dr. John Medina schreibt (siehe «Das zehn Minuten Modell von John Medina»), haben wir eine Aufmerksamkeitsspanne, die selbst bei einem interessanten Thema nur ca. zehn Minuten hält. Wie können wir unseren Vortrag strukturieren und Aufbauen, so dass wir die Aufmerksamkeit über 20 Minuten, 30 Minuten, eine Stunde halten können? Es ist nicht leicht, aber Garr's Tips bieten eine gute Grundlage (so, wie die von John Medina).

Abschluss

Wenn wir einen Vortrag gut beginnen, werden die ersten Sekunden in Erinnerung bleiben und eventuell das eine oder andere Highlight aus der Mitte. Aber wie können wir eine Präsentation effektiv abschliessen, so dass unsere wichtigste (einzige) Botschaft unsere Teilnehmer auch nach ein paar Tagen oder Wochen noch begleitet? Was ist ein guter Abschluss? (Ein Tip: Einfach weiter zu reden, bis die Zeit aufgebraucht ist/die Teilnehmer mit Gegenständen werfen und dabei die Folien nochmal in zufälliger Reihenfolge zu zeigen ist kein guter Abschluss!).

Und die Antworten?

Das tut mir jetzt leid. Auch wenn ich vorhabe, die eine oder andere Frage in der Zukunft auch hier zu beantworten (im Fall der Aufmerksamkeit habe ich das mit John Medina bereits gemacht), werde ich Euch im Moment dazu anhalten «The Naked Presenter» zu kaufen und zu lesen. Ausser dass Garr ein sehr charismatischer und sympathischer Redner ist, ist er nämlich auch ein sehr guter Author und Designer. Sein Buch lohnt sich also sowohl inhaltlich als auch ästhetisch.

Interview mit Garr Reynolds, Paris, 12/2010

Vor einem knappen Monat war ich beim grossartigen «Presentation Zen European Seminar 2010 in Paris». Dabei hat sich die Gelegenheit ergeben, am neunten Dezember beim Frühstück dieses kurze Interview mit Garr Reynolds (Presentation Zen) zu führen. Dabei ging es um Präsentationen (natürlich), Kreativität und (Aus-) Bildung. Und am Rande auch um seine Bücher.

Das Interview haben wir auf Englisch geführt und ich habe es übersetzt und redigiert. Meine Änderungen und Auslassungen sind aber sehr sparsam, da ich die Aussagen nicht verfälschen wollte.

Boris: Was sagst Du Leuten, für die Präsentationen nur eine Form der Täuschung sind, und die denken, dass es im Leben nur um echte Inhalte und ihre Botschaft geht?

Garr Reynolds bei einem TweetUp in Paris im Dezember 2010Garr Reynolds: Du kennst tatsächlich solche Menschen?

Sie selbst sind vermutlich nicht besonders gut beim Präsentieren, oder? Deswegen sind sie in einer sehr emotionalen Situation, sind defensiv. Sie glauben, diese Fähigkeit nicht zu haben, haben nicht daran gearbeitet. Deswegen sagen sie, dass das nicht wichtig ist.

Aber das ist albern. Gute Kommunikationsfähigkeiten können für Grossartiges oder für Schlechtes genutzt werden. Man kann die schlechten Beispiele für Kommunikation anführen: Folien aus dem Marketing oder die glatte TV Werbung «Kaufen Sie jetzt. Nur jetzt …». Aber man kann mit diesen Fähigkeiten auch ehrlich und aufrichtig sein, eher wie Steve Jobs.

Es gibt viele Beispiele herausragender Persönlichkeiten, die auch grossartige Redner sind. Einige habe ich im Buch [The Naked Presenter] erwähnt, wie Neil deGrasse Tyson, einen Wissenschaftler aus Harvard, der sehr bekannt und sehr intelligent ist. Er ist aber ebenso leidenschaftlich und klar in dem, was er sagt und wie er es sagt. Gute Kommunikation ist ihm sehr wichtig. Oder Dr. Richard Feynman, der Physiker. Er sagt das selbe: Wir müssen klar denken und verständlich kommunizieren.

Albert Einstein hat sehr gut kommuniziert – obwohl er sehr schüchtern war. Er sprach sehr verständlich und klar. Ein interessanter Gedanke dazu: Wenn Einstein heute leben würde, würde er Twitter benutzen?

Die Ablehnung von Präsentationskompetenz ist emotional. Es wird immer solche geben und Du solltest nicht Deine Zeit damit verschwenden, sie zu zwingen oder zu überreden. Zeige ihnen Beispiele von Personen, die sie respektieren, und sage ihnen «Aber der präsentiert grossartig und er kann dadurch wirklich was bewegen. Wenn Du schlechte Präsentationen hältst, werden Deine Ideen nicht aufgenommen. Aber wenn es so für Dich passt: ok.»

Ironischerweise gibt es keinerlei Logik in dieser ablehnenden Haltung. Natürlich gibt es viele Präsentationen, die blenden und von der eigentlichen Inkompetenz ablenken sollen. Aber das muss ja nicht so sein.

Man kann auch eine grossartige, kompetente und intelligente Person sein und verständlich kommunizieren. Warum sollte man das nicht wollen? Das wäre doch dumm.

Aber ich kenne die Situation. Ich habe jemanden in meinem direkten Umfeld – einen Kreativen, der nicht ansatzweise gut kommunizieren kann. Das ist irgendwie traurig. Aber manchmal ist da einfach nichts zu machen.

Boris: In meiner Arbeit treffe ich viele, die nicht für einen Sales Pitch präsentieren. Sie haben ein regelmässiges Informationsmeeting, in dem sie über einen aktuellen Stand informieren müssen. Hast Du Ideen/Vorschläge für sie?

Interview Bild GarrGarr Reynolds: Es sind die selben Prinzipien, die wir hier anwenden. Es geht um die Teilnehmer, nicht um Dich.

Wir denken, dass wir interessant sein müssen. Aber macht Euch keine Gedanken darüber, interessant zu sein. Macht Euch Gedanken darüber, inhaltlich richtig und vor allem interessiert zu sein. Wenn Dich das Thema selbst interessiert, ist es viel wahrscheinlicher, dass es auch für die anderen Teilnehmer interessant wird.

Konzentriere Dich auf die Teilnehmer und darauf, was sie wirklich brauchen. Alles überflüssige kann weg gelassen werden. Wir neigen alle dazu, sicherheitshalber alle möglicherweise benötigten Informationen in unsere Präsentation zu packen. Es ist auch bei einem Informationsmeeting das selbe: Fasse Dich so kurz wie möglich und lasse die Teilnehmer Fragen stellen. Du lieferst alles Wichtige, alles, was sie wissen müssen. Und wenn sie mehr wissen wollen, werden sie Fragen stellen.

Es ist wichtig, sich kurz zu fassen … sich kurz zu fassen und zu wissen, wann man fertig ist. Manche Leute wissen das nicht. Sie fangen an und obwohl sie dann alles Wichtige gesagt haben können sie nicht mehr aufhören. Als würde der Ausschalter fehlen. Sie wiederholen Teile des Vortrags, gehen nochmals zurück zur Folie …

Fasse Dich kurz, die Leute haben zu tun!

Das Handout ist dafür da, all die Details zu liefern. Einige Details kann man im Rahmen der Präsentation herausheben, auf die wichtigsten Punkte hinweisen. Und wenn die Teilnehmer jedes kleine Detail brauchen: Sie haben es im Handout. Was sie von Dir in Deiner Präsentation bekommen ist das Wichtigste. Und das ist es, woran sie sich erinnern werden.

Je mehr man redet, umso weniger davon werden sich die Teilnehmer merken können. Wenn Du nur eine einzige Sache sagst, werden sie sich daran erinnern. Führst Du drei Punkte an, werden sie vielleicht nur zwei behalten – es wird ja schon schwieriger. Wenn Du dagegen sieben Punkte anführst, bleibt mit Glück vielleicht einer hängen. Und wir können noch nicht mal kontrollieren welcher. Wir sind also schlechter dran, als wenn wir von vornherein nur einen Punkt aufführen.

Boris: Was würdest Du Unternehmen empfehlen, die kontinuierlich die Kommunikations– und Präsentationsfähigkeiten ihrer Mitarbeiter verbessern wollen?

Interview Bild GarrGarr Reynolds: Es einfach zu tun. Das ist eine von den Sachen, bei denen man nur besser wird, wenn man viel übt. Es sollte also Teil der Kultur werden, dass die Mitarbeiter regelmässig präsentieren.

Zum Beispiel könnte man an jedem Freitag eine offene Präsentationsplattform bieten, bei der Mitarbeiter oder Unternehmensbereiche ihre Erfahrungen und Ergebnisse teilen. Ich habe von Unternehmen gehört, die TED-ähnliche Präsentationen innerhalb der eigenen Organisation veranstalten. Verschiedene Bereiche kommen um mit den anderen zu teilen, was ihnen wichtig ist.

Macht es einfach zum Teil der Unternehmenskultur, dass Leute aufstehen und ihre Informationen teilen. Natürlich muss das nicht immer mit Folien oder PowerPoint sein. Alles ist möglich, Whiteboard, Flipchart, freie Rede ohne Hilfsmittel, …

Es ist Übungssache, also brauchst Du Übung. Das ist alles. Gewohnheit, das ist der Zen-Ratschlag: Präsentieren sollte eine Gewohnheit sein.

Boris: Du empfiehlst, für den kreativen Prozess wieder «analog» zu werden, den Computer auszuschalten. Für mich – und offensichtlich für Dich und für die meisten von uns – passt das sehr gut. Als wir jung waren gab es keine Kreativitätssoftware für Computer – oder überhaupt Computer.

Denkst Du, dass Kreativitätssoftware wie Mindmapping, Digitale Whiteboards und Ähnliches wichtiger werden? Kinder fangen inzwischen ja schon in jüngsten Jahren an, Computer und Elektronik zu nutzen.

Interview Bild GarrGarr Reynolds: Bei einer Präsentation geht es nicht um digital oder nicht, es geht nicht um den Computer, es geht nicht um die Technologie. Was ich mit analog meine, ist sich zu entspannen, innezuhalten, wirklich zu überlegen, nachzudenken – sich einen Überblick zu verschaffen. Post-Its, ein Blatt Papier oder ein Whiteboard und ein Stift haben etwas an sich, das Dir diese Möglichkeit gibt.

Du kannst das auch mit einem iPad machen. [Anmerkung: Mein iPad lag auf dem Tisch] Mit dem Computer ist es schwierig, aber das iPad ist anders. Vielleicht kannst Du es damit machen, das ist ok. Solange Du die Möglichkeit hast, innezuhalten, Dir einen Überblick zu verschaffen und über das Publikum nachzudenken.

Kreativitätssoftware wie da auf Deinem iPad wird immer besser. [Anmerkung: Auf meinem iPad war Corkulous geöffnet] Wie die Sachen angeordnet sind: Du hast eine Wand, kannst alles verschieben. Das ist näher an dem wie wir denken. Aber die Gliederungsansicht von PowerPoint ist nicht wie eine Mind Map, es ist einfach nur eine fixe Struktur.

Du kannst digitale Werkzeuge verwenden. Du kannst Mind Mapping Programme verwenden. Aber die führen Dich immer irgendwie in ihrer eigenen Struktur. Ich bevorzuge immer noch das Skizzieren von Ideen mit Stift und Papier. Aber Du kannst natürlich auch auf einem iPad skizzieren.

Ein Whiteboard zu benutzen kann grossartig sein, nicht nur für eine Präsentation, sondern für jede Art von Projekt: Projektmanagement, das Schreiben eines Buches, etwas planen, was auch immer. Es hat irgendwie damit zu tun, es gross zu schreiben, es an der Wand zu sehen.

Diese Kreativität, das Skizzieren einer Idee, ist auch eine wichtige Fähigkeit für Kinder. Sie sollten die technischen Hilfsmittel nicht zu früh bekommen, nicht schon in der Schule. Viele Techniker sagen: «Schmeisst die Computer aus den Schulen. Sie werden dort nicht gebraucht.» Ganz besonders in der Grundschule. Die Kinder haben zuhause genug Computer, zuhause und überall sonst. Ich kaufe meiner acht Monat alten Tochter ein iPad, einfach weil sie es liebt, damit zu spielen.

Es geht nicht um die Technologie. Schliesslich ändert sie sich sowieso ständig. In fünf Jahren wird alles ganz anders sein, in zehn Jahren …

Aber wir Menschen haben uns nicht so stark weiter entwickelt. Wir müssen immer noch in der Lage sein, zu lesen, zu schreiben und über Probleme nachzudenken. Und das alles hat nichts mit Computern zu tun.

Es scheint so, als ob es die «älteren Leute» sind, die ständig über Computer reden. Für Kinder ist der Computer nur eine weitere Sache. Eine wichtige Sache, aber da ist das Telefon, da ist der Fernseher, da ist das Sofa – der Computer ist nur eine weitere Sache, die sie benutzen. Und auch diese Sache wird sich entwickeln.

Ich weiss nicht, wie das in der Schweiz oder in Deutschland ist, aber in den Vereinigten Staaten konzentriert man sich nur auf «wir brauchen Geld für Technologien». Und es gibt Lehrer für diese Technologien. Was zur Hölle soll denn sowas? Es braucht keinen Technologie-Lehrer um Kindern den Umgang mit Computern beizubringen.

Als ich im College war, musste ich Programmieren lernen, weil in der Zukunft jeder in der Lage sein müsse, einen Computer bedienen. Und einen Computer zu bedienen sei nun mal das gleiche wie einen Computer zu programmieren. Jeder, wirklich jeder, musste lernen in Basic zu programmieren, weil man das für die Zukunft hielt. Später hiess es dann, dass jede Schule Windows 95 haben müsse, weil das die Zukunft sei. Damit mein Kind in der Zukunft wettbewerbsfähig ist, muss es Microsoft Office und Windows 95 kennen. Heute kann man sich das kaum noch vorstellen. Es wirkt gradezu lächerlich. Das Betriebssystem ist nicht wichtig – der Computer ist nicht wichtig.

Boris: Grade ist Dein drittes Buch «The Naked Presenter» in die Buchläden (und zu Amazon) gekommen. Wenn jemand nur eines der Bücher lesen könnte: Welches würdest Du ihm empfehlen?

Interview Bild GarrGarr Reynolds: Ich würde das erste Buch [ZEN oder die Kunst der Präsentation] empfehlen, weil es die Grundlagen für eine gute Präsentation, das Design und ein bisschen auch den eigentlich Vortrag abdeckt. Es bewirkt eine Veränderung im Denken, in der Herangehensweise.

Design [ZEN oder die Kunst des Präsentationsdesigns] wendet sich mehr an nicht-Designer, die etwas tiefer in die Grundlagen guten Designs einsteigen wollen. Im Prinzip hätte es Design für nicht-Designer heissen sollen, aber das gab es schon.

Das neueste Buch [The Naked Presenter] beschäftigt sich mehr mit dem Vortrag, der Kommunikation als solcher. Es ist auch wieder ein eigenständiges Buch, aber Design wird darin nicht behandelt. Es beschäftigt sich ein wenig mit der Vorbereitung und hauptsächlich damit, die eigene Leidenschaft einzubringen und eine wirklich Verbindung mit dem Publikum herzustellen. Ist es gut? Ich weiss es noch nicht. Jemand hat heute auf Twitter geschrieben, dass er «The Naked Presenter» fertig gelesen und es toll gefunden habe. Wenigstens für einen war's gut, ich bin also zufrieden.

Boris: Weisst Du schon, wann wir Dein Buch in der Deutschen oder Französischen Übersetzung erwarten können?

Interview Bild GarrGarr Reynolds: In Frankreich haben sie meines Wissens noch gar nicht die Rechte gekauft. Für eine französische Ausgabe gibt es also noch keinen Plan. Aber sie wird kommen. Es hängt davon ab, wie sich die anderen Ausgaben [Englisch, Deutsch] verkaufen. Sie können jederzeit einsteigen. Wenn sich die Englische Ausgabe also gut verkauft …

Die Deutschen haben die Rechte schon gekauft, bevor ich das Buch geschrieben habe. Wohl auf Basis meines Namens. Die Übersetzung ist in Arbeit [Wie ich inzwischen gesehen habe, kündigt Amazon das Buch «Naked Presenter» auf Deutsch bereits für Ende des ersten Quartals 2011 an.].

Boris: Garr, vielen Dank.

Presentation Zen European Seminar 2010 mit Garr Reynolds

Garr Reynolds beim TweetUp in ParisSeit langem freue ich mich darauf und am vergangenen Montag (Nikolaus) bin ich endlich nach Paris gekommen um eine ganze Woche intensiv an meinen Präsentationsfähigkeiten zu arbeiten.

Für Montag Abend war ein TweetUp mit Garr Reynolds (Presentation Zen) geplant und am Dienstag hielt er sein «Presentation Zen European Seminar 2010», über das ich hier schreibe. Von Mittwoch bis Freitag war dann das Training «The Art of Presentation» von Ideas on Stage (Phil Waknell und Pierre Morsa) geplant, über das ich später noch schreiben werde.

Schon das TweetUp am Montag hat Spass gemacht. Phil Waknell hat dafür einen Raum im (neuen) Restaurant «Un Dimanche à Paris» gebucht. Die Räumlichkeiten sind schön und das anschliessende Dinner rund um das Thema Schokolade war ein Gedicht.

Patricia Lane und Phil Waknell beim TweetUp mit Garr ReynoldsUnd auch wenn es weniger Leute als erwartet waren, war es doch spannend, einen ersten Kontakt zu anderen Interessierten zu bekommen. Und auch der Weg von und zum Restaurant gemeinsam mit Garr Reynolds (wir waren im selben Hotel) war nett. Er hat viel zu erzählen und ist extrem interessiert.

Am Dienstag Mittag hatte ich dann zunächst den Eindruck, Steve Jobs zu hintergehen. Das Seminar war in den Räumen von Microsoft Françe und ich habe mein iPhone als Navigationssytem missbraucht. Abgesehen von einem miserablen Anteckmikrofon für Garr hat Microsoft aber einen hervorragenden Job gemacht und uns einen erstklassigen Raum mit guter Ausrüstung zur Verfügung gestellt.

Garr Reynolds Presenting at Presentation Zen European Seminar 2010Mit rund 60 Interessierte aus ganz Europa – von Schweden bis Teneriffa — waren viele Menschen versammelt, die die Leidenschaft für's Präsentieren teilen. Schon alleine der Austausch mit Aude (Korsika & Paris), Pauline (Niederlande) und Ashley (England), mit denen ich bei den Übungen arbeiten durfte, war die Reise nach Paris wert.

Neben den vielen interessanten Menschen stand Garr's Vortrag natürlich im Mittelpunkt meines Interesses. Und es war grossartig. In den sechs Stunden hat er viel Wissen zum Thema Präsentation vermittelt. Und da er weiss, war er tut, war es mitreissend und hat tierisch Spass gemacht.

Obwohl es auch anstrengend war, war es dann doch schade, dass wir irgendwann aufhören mussten. Ideas On Stage (Phil und Pierre) haben für alle Teilnehmer noch eine Bento Box (eine Sammlung von Präsentationsutensilien von Garr) gestiftet und Garr hatte für jeden Teilnehmer ein Gratisexemplar seines Buches «The Naked Presenter», das in Europa erst in rund einer Woche erscheinen wird.

Phil Waknell, Garr Reynolds und Pierre Morsa beim Presentation Zen European Seminar 2010 in ParisAlles in allem war die Veranstaltung perfekt organisiert und ich hatte viel Spass – und habe auch noch einiges gelernt. Ich war nicht der einzige aus der Schweiz. Es hat mich gefreut, David aus Genf und Estelle aus der Nähe von Montreux kennen zu lernen. Und dann war da noch der Sympathieträger von Teneriffa, Miguel Ángel, und ganz viele andere.

Wer sich für Präsentationen interessiert und die Gelegenheit hat, sollte auf jeden Fall an so einer Veranstaltung teilnehmen. Obwohl ich schon viel Vorwissen hatte, war es eine Bereicherung für mich.

Naked Presentation: Was bedeutet für mich «nackt» Präsentieren?

Garr Reynolds hat auf Posterous (und Twitter) die Frage gestellt, was «nackt» Präsentieren für seine Leser bedeutet. Er arbeitet grade an seinem neuen Buch «The Naked Presenter» («The Naked Presenter: Delivering Powerful Presentations with or Without Slides» bei Amazon vorbestellen). Dort werde ich sicher einen Kommentar hinterlassen (Englisch), aber auch hier möchte ich meine Gedanken dazu veröffentlichen.

Kutsche der Amish als Symbol für Verzicht auf TechnikUnter nackt Präsentieren verstehen viele den Verzicht auf jegliche visuellen Hilfsmittel. Aber ich denke, dass das Weglassen von Folien noch nicht bedeutet, nackt zu präsentieren. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass nackt präsentieren sehr wohl mit Multimedia, Slides, Folien und anderen Hilfsmitteln möglich ist. Es geht darum authentisch zu sein.

Wenn man nackt präsentiert, bringt man die eigene Persönlichkeit ein. Es geht darum, authentisch zu sein – man selbst zu sein. Ein Vortrag wird uninteressant – oder im schlimmsten Fall lächerlich – wenn wir uns eine Maske überziehen. Wer hat nicht schon den humorlosen Kollegen erlebt, der plötzlich anfängt, auswendig gelernte Pointen aufzusagen; oder den sonst so lockeren Mitarbeiter, der Angst hat, beim Kunden könnte seine Art als unseriös aufgefasst werden und deswegen bierernst und verkrampft wird.

Die Erwartungen des Publikums

Wir müssen unsere Präsentationen auf die Adressaten ausrichten. Das bedeutet, dass wir unsere Ziele, unsere Argumente und unsere Geschichte für das Publikum aufbereiten. Auch bei der Verwendung von Fachbegriffen und der Wahl der Sprache orientieren wir uns an den Zuschauern. All das ist nötig, damit wir unser Publikum erreichen. Oft haben wir auch bestimmte Vorstellungen davon, welche Persönlichkeit unser Publikum im aktuellen Kontext erwartet. Wenn wir uns auch daran anpassen, verlieren wir unsere Natürlichkeit. Wir sind nicht echt - nicht nackt.

Nackter Mann mit Krawatte als Symbol für VerletzbarkeitWenn wir von etwas begeistert sind, zeigen wir es. Und wenn uns eine Sache wirklich am Herzen liegt, zeigen wir es. Wenn uns etwas berührt, zeigen wir es. Auch wenn wir vielleicht Angst haben, zuviel von uns preis zu geben, uns angreifbar und verletzbar zu machen. Wenn Apple das neue iPhone präsentiert, merken wir, wie begeistert die Beteiligten von ihrer Arbeit und ihrem Ergebnis sind. Wenn Garr Reynolds (What is Presentation Zen? auf YouTube) über Präsentationen spricht, merken wir, wie sehr ihm eine Verbesserung der Präsentationskultur am Herzen liegt. Wenn Jamie Oliver (Jamie Oliver's TED Prize wish: Teach every child about food) über die gesunde Ernährung von Kindern spricht, merken wir, wie sehr sie ihm am Herzen liegt, wie sehr ihn das Schicksal kranker, fettleibiger Kinder berührt. Wenn Bill Gates (Bill Gates on mosquitos, malaria and education bei TED.com) über die Ziele und die Arbeit seiner Stiftung spricht, merken wir, wie nah ihm das Schicksal der ärmsten Menschen auf dieser Welt geht. All diese Redner sind erfolgreich, weil sie bereit sind, nackt und verletzbar vor ein Publikum zu treten. Sie sind authentisch.

Boris Bäsler

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